Einfachheit ist alles

Erst vor kurzem hatte ich ein sehr interessantes Erlebnis. Ich zeigte einem Bekannten, den ich sehr schätze, einen Artikel einer schweizerischen Zeitung, den ich für sehr gelungen halte und der so etwa auf FAZ-Niveau angesiedelt war.

Nach wenigen Absätzen gab er auf und gestand mir, dass er sonst nur eine bekannte Boulevardzeitung liest. Zudem beklagte er sich, dass heute selbst in seinem Lieblingsmedium zu viele Fremdwörter und zu viel Englisch vorkommen.

Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Mein Bekannter ist nicht irgendwie beschränkt. Er ist ein lebenserfahrener, bodenständiger und grundsätzlich konservativ eingestellter Mann. Und er ist erfrischend antiintellektuell.

Für mich war das wie eine gut gemeinte Ohrfeige. So toll ich es finde, dass wir heute so großartige Blogs haben und dass sich Leute wie Götz Kubitscheck und viele andere daran machen einen neuen konservativen Intellektualismus zu schaffen, so leicht fällt es uns, die wir eine wie auch immer geartete höhere Bildung erfahren haben den kleinen Mann auf der Straße aus den Augen zu verlieren.

Es spielt keine Rolle, ob du ein Philosoph, ein Ingenieur, ein Grafikdesigner, ein Metzger oder ein Mechaniker bist. Wenn du konservativ fühlst dann spürst du, dass hier im Westen schon seit langem gewaltig etwas nicht stimmt. Du spürst, dass die Gesellschaft nicht mehr tut was sie tun sollte und dass sie nicht mehr die Ziele verfolgt, die sie eigentlich verfolgen sollte. Und nicht einem von uns fällt es leicht für dieses Ungeheuerliche die richtigen Worte zu finden.

Und dann just an diesem Tag sehe ich auf Return of Kings diesen eher unscheinbaren Artikel:

How “Being Nice” Creates Serious Problems For Men

Tatsächlich habe ich ihn nach dem Überfliegen des Titels unter „Lebenshilfe“ eingeordnet und fand ihn wenig ansprechend. Fast hätte ich ihn nicht angelickt. Aber glücklicherweise habe ich es doch getan.

Und ich finde ihn einfach großartig! Man kann viel schreiben über Kulturmarxismus und man kann viel darüber philosophieren was wohl die Ursachen für den Niedergang des Westens sind, den wir heute alle mit Schrecken beobachten.

Doch Michael Sebastian wählt in seinem Artikel einen anderen, einen viel einfacheren Weg. Statt von Kulturmarxismus schreibt er vom Drang unbedingt zu allen nett zu sein.

Es ist der Drang nett zu sein, der dafür sorgt, dass viele Männer heute bei Frauen nicht mehr ankommen. Es ist der Drang nett zu sein, der dafür sorgt, dass die Staaten des Westens von Glücksrittern aus der Dritten Welt überrannt werden. Es ist der Drang nett zu sein, der unsere Religion und die moralischen Grundfeste unserer Gesellschaft von innen ausgehöhlt hat.

Wir sind schlichtweg zu nett geworden. Wir sind so nett geworden, dass wir alles mit uns machen lassen. Wir werden so lange nett sein, bis von uns nichts mehr übrig ist.

Es ist so einfach!

Nun haben die tiefgründigen Analyseartikel natürlich noch ihre Daseinsberechtigung. Sie sind unser Denkprozess. Und das Ergebnis dieses Denkprozesses müssen selbstverständlich Lösungen sein.

Doch sie können nur der Weg sein und nicht das Ziel. Es spielt keine Rolle, ob wir die besten und tiefgründigsten Analysen schreiben und daraus die tollsten Lösungen aufzeigen.

Die wahre Herausforderung ist beides so zu verpacken, dass auch der Mann auf der Straße es versteht.

9 Gedanken zu “Einfachheit ist alles

      • Diese Begriffe verstehe ich nicht: „konservativer Intellektualismus“ und „Kulturmarxismus“.

        Folgende Sätze kann ich nicht einordnen: „Nun haben die tiefgründigen Analyseartikel natürlich noch ihre Daseinsberechtigung. Sie sind unser Denkprozess. Und das Ergebnis dieses Denkprozesses müssen selbstverständlich Lösungen sein.“

        Die Quintessenz des Artikels habe ich verstanden, glaub‘ ich wenigstens: „Einfachheit ist alles.“

        Allerdings musste ich den Artikel mehrmals lesen und bin dann zu dem Schluss gekommen:
        „Ich bin nicht nett und will auch gar nicht nett sein.“

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        • Danke für die Nachfrage!

          Konservativer Intellektuallismus: Alles was heute in den Geisteswissenschaften an den Unis so abgeht ist links. Es ist sogar bei einigen der Eindruck entstanden, dass Intelligenz links ist und dass alles Konservative dumm und überholt ist. Tatsächlich hat diese Monokultur die Linken so weich in der Birne gemacht, dass sie tatsächlich langsam nicht mehr wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Konservatives Denken fand lange Zeit fast nur noch am Stammtisch statt, nachdem man sich vorher 3 Pils reingekippt hatte (ist jetzt etwas übertrieben aber so von der Richtung her stimmt’s). Manche Leute wie Marc Jongen oder Götz Kubitscheck und seine Seite http://www.sezession.de gehen die Linken mittlerweile auch wieder auf Uni-Niveau an.

          Kulturmarxismus: Marx wollte einen Aufstand der Arbeiter gegen den Staat und die Fabrikbesitzer. Die Idee mit der er sie ködern wollte war vollkommene ökonomische Gleichheit. Jede Politik braucht eine Machtbasis, also eine Gruppe von Leuten, die sie unterstützen. Wenn man in einer Gesellschaft eine solche Gruppe findet und sie von seiner Ideologie überzeugen kann, dann kann man Politik machen. Ist diese Gruppe sogar eine Mehrheit, dann kann man den ganzen Staat übernehmen. Genau das war das Ziel von Marx und seinen Anhängern. Allerdings mussten sie die Kirchen ausschalten. So lange die Leute von der Kirche und ihren Lehren völlig überzeugt waren, konnte man sie nicht vom Kommunismus überzeugen. Ein weiterer Gegner war die Familie, da sie sich der Kontrolle des Staates entzieht. Die Marxisten griffen also Kirche und Familie an, indem sie ihre Werte anzweifelten. Man sieht das heute z.B., wenn man Dinge hört wie „die halten sich selbst nicht an das, was sie predigen“ oder „die sind bald eh wieder geschieden“ (allerdings sind wir heute auch schon im absoluten Endstadium und diese Institutionen sind wirklich ziemlich am Ende).

          Die Marxisten wollten eine Weltrevolution der Arbeiter. Manche meinen jetzt, dass der Marxismus schon 1917 gescheitert ist weil es in Russland zwar zur Revolution kam, die Arbeiter der anderen Länder aber weiter im 1. Weltkrieg für ihre Herrscher gekämpft haben anstatt sie zu beseitigen und den Kommunismus einzuführen.

          Diese Leute glauben nun, dass die Marxisten erkannt haben, dass es den Arbeitern im Westen viel zu gut geht und sie keine brauchbare Machtbasis sind. Also haben sie sich neue Gruppen ausgesucht, die sie gegen die bestehende Ordnung aufhetzen können und in deren Namen sie unsere Kultur bis zur Unkenntlichkeit relativieren und zersetzen: Frauen (Feminismus), Minderheiten, Homosexuelle etc.

          So wie man den Arbeitern früher erzählt hat, dass sie unterdrückt werden und dass ein fairer Tarifvertrag nicht ausreicht und es gleich eine Weltrevolution sein muss, so findet man nun für diese anderen Gruppen nun immer neue Bereiche in denen sie scheinbar unterdrückt werden. Und wo man nicht genug Leute hat, die man als Machtbasis verwenden kann, da importiert man sie heute schon.

          Hier noch zwei Postings zum Thema: https://neokonservativ.wordpress.com/2017/06/07/andrew-breitbart-erklaert-den-kulturmarxismus/ und https://neokonservativ.wordpress.com/2017/04/02/buchbesprechung-righteous-indignation/

          Aber du siehst jetzt vielleicht, warum ich den Standpunkt, dass wir einfach zu nett sind und wieder zuerst (nicht nur, aber eben zuerst) an uns selbst und unsere Familien und unsere Nächsten (also die, die uns am nächsten sind) denken müssen viel besser finde 😀

          Die Aussage des Artikels ist, dass wir große Gedanken denken müssen, dass wir aber erst fertig sind, wenn wir sie so einfach verpackt haben, dass wir sie in max 2 Minuten jedem auf der Straße erklären können.

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        • Da fällt mir gerade ein interessantes Gleichnis für Kulturmarxismus ein:

          Im Grunde ist es als wenn da eine Frau ist, die eigentlich völlig normal aber etwas unsicher ist. Ein paar Leute können sie nicht leiden und verabreden sich um sie zu mobben. Also lassen sie im Laufe der nächsten Monate immer wieder ein paar spitze Bemerkungen fallen. Deuten an, dass sie fett wäre, dass was mit ihrer Haut nicht stimmt, dass ihre Haare spröde sind, dass sie irgendwie komisch ist usw.

          Mit der Zeit wird sie völlig verunsichert und fertig sein und anfangen sich selbst zu hassen, während sie versucht so zu sein, dass die anderen sie als „richtig“ empfinden.

          Im Grunde ist es das, was der Kulturmarxismus mit unserer westlichen Zivilisation macht. Wir haben die beste Zivilisation, die die Welt je gesehen hat. Aber da sind ein paar Ar***geigen, die sie zu Tode mobben.

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