China expandiert in Afrika

Ein interessanter Bericht im Spiegel: China eröffnet Militärbasis in Dschibuti.

Schon länger „engagieren“ sich die Chinesen in Afrika. Während Europa und zum Teil auch die USA von einem naiven Moralismus befallen sind, nutzen die Chinesen das langsam entstehende Machtvakuum und setzen eine langfristig und klug angelegte Strategie um, die sie am Ende zur nächsten Weltmacht machen könnte.

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Der Bau eigener Flugzeugträger und konkurrenzfähiger Stealth-Flugzeuge oder etwa die aggressive Durchsetzung chinesischer Territorialansprüche sind dabei nur die prominentesten von vielen weitsichtig geplanten Schritten, die die Chinesen geduldig und diszipliniert durchexerzieren.

Willkommen in der „multipolaren“ Welt

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie viele Ende der 90er nach dem Ende des Kalten Krieges und unter der US-Regierung von Bill Clinton auf eine zukünftige „multipolare“ Welt gehofft haben. Viele Linke, aber leider auch nicht wenige Konservative glauben ja, dass der böse Ami ein übler Kriegstreiber ist und die Welt nach dem Abgang der USA als Weltmacht zu einem Utopia würde, in dem der Weltfriede ein alternativloser Dauerzustand ist. Würden die bösen Amis nämlich aufhören ständig irgendwelche Kriege anzuzetteln, dann würde es ja kein anderer mehr tun.

Die Wahrheit sieht natürlich ganz anders aus. Mangels einer globalen ordnenden Autorität, die sich zu den Staaten der Welt verhält wie ein Staat zu seinen Bürgern, herrscht zwischen Staaten immer in irgendeiner Form das Recht des Stärkeren. Heute scheint es vielen, als ob das nicht mehr der Fall wäre und die Welt auf dem Weg zu einer Art zwischenstaatlichen Rechtsstaatlichkeit wäre. Dies war aber schon immer ein Trugschluss. Tatsächlich sind die USA die Weltmacht oder auch das „Imperium“ unserer Zeit. Diese Feststellung ist völlig wertfrei.

Eine Weltmacht sorgt für eine gewisse Ordnung und verhindert durch ihre Dominanz den Ausbruch größerer Kriege. Wird eine Weltmacht herausgefordert, so kann es natürlich auch zu regionalen Kriegen kommen. Der anfangs ungehinderte Aufstieg des Islamischen Staates gibt uns einen Vorgeschmack darauf, wie es in einer Welt aussieht, in der es keine Weltmacht mehr gibt.

Seit der Mensch in der Lage ist größere Distanzen (also ganze Kontinente oder gar Weltmeere) zu überwinden, befindet sich die Welt (etwas vereinfacht gesagt) immer in einem von zwei Zuständen:

  • Es gibt eine Weltmacht, die alle anderen Staaten der Welt mehr oder weniger beherrscht. Z.B. das Römische Reich, das British Empire oder die USA nach dem Ende des kalten Krieges.
  • Es gibt mehrere Großmächte, die die Welt unter sich aufteilen und von denen jede mehr oder weniger danach strebt, Dominanz zu erlangen und zur nächsten Weltmacht zu werden. Im Kalten Krieg sahen wir auch zwei Supermächte, die beide die Welt hätten beherrschen können, die aber durch die Existenz der Atombombe bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion in einem Patt gefangen waren.

Wer sich jetzt also eine „multipolare“ Welt wünscht, der wird letztlich sehr enttäuscht sein. Denn alles was er bekommen wird ist eine neue Auseinandersetzung zwischen den bereits bekannten und möglichen neu entstehenden Großmächten.

Erste Anzeichen für das Heraufbrechen einer solchen zukünftigen Weltordnung sehen wir heute vor allem am Verhalten von Russland und China.

Putin testet die USA

Als Putin 2013 als einziger Staatschef der Welt bereit war Snowden aufzunehmen und vor dem Zugriff der USA zu schützen, da tat er das gewiss nicht aus Menschlickeit. Putin sah die Schwäche der USA unter Obama und er sah die Chance, die USA zu testen. Die Provokation glückte und die USA konnten ihn mit ihren Sanktionen bis heute nicht in die Knie zwingen. Er ging einen Schritt weiter und annektierte die Halbinsel Krim. Der Kampf mit Geheimarmeen im Osten der Ukraine war für Putin dagegen kein Selbstläufer und vor einer offenen russischen Invasion schreckt er zurück. Gleichzeitig tritt Russland in Syrien als Großmacht auf und versucht hier wieder weltpolitischen Boden gut zu machen.

Der lange Atem des Drachen

Das Vorgehen der Chinesen ist dagegen meist subtiler. Sie nutzen die Macht ihrer Wirtschaft um weltweiten Einfluss zu erlangen und modernisieren Schritt für Schritt ihr Militär. Zudem verfügt China über die mit Abstand größte Landarmee der Welt.

Noch hindern die USA die Chinesen weitgehend daran, ihre territorialen Ansprüche in Südostasien konsequent durchzusetzen. Doch auch die Chinesen sehen die Schwäche der USA und ihre stärkste Waffe ist ihre Geduld.

Quo vadis, USA?

Viel hängt jetzt davon ab, ob Donald Trump bezüglich des weltpolitischen Niedergangs der USA eine Kehrtwende einleiten will und kann oder ob er vielleicht sogar ganz bewusst auf Isolation setzt. Verlieren die USA ihren Status als Weltmacht, so wird im Großen Spiel der Geostrategen eine neue Runde anbrechen.

Wie in Europa, so macht sich auch in den USA eine Moral breit, die die geopolitischen Realitäten leugnet und die versucht, die Welt ihren naiven Wunschvorstellungen untertan zu machen.

Die entscheidende Frage wird letztlich sein, ob die Vernunft wieder die Oberhand gewinnt, oder ob die USA den Weg Westeuropas gehen.

Wer wird die neue Weltmacht?

Die USA stehen am Scheideweg und Westeuropa macht den Eindruck, sich eher von Afrikanern in Gummibooten kolonialisieren zu lassen, als dass es jemals wieder eine vernünftige geopolitische Strategie entwickeln würde.

Währenddessen bringen sich Russland und China in Position für eine Zukunft, in der die Macht der USA schon bald rapide schwinden könnte. Russland ist militärisch stark, leidet aber an einem Bevölkerungsproblem und hat zudem massive wirtschaftliche Defizite. China dagegen verfügt über eine starke Wirtschaft, das Land wird aber zugleich von massiver wirtschaftlicher Ungleichheit geprägt, die das Land in Zukunft destabilisieren könnte. Außerdem hat China aufgrund der etwas zu erfolgreichen Ein-Kind-Politik der Vergangenheit das Problem einer alternden Bevölkerung und zudem gibt es (aus als Folge der Ein-Kind-Politik) einen Männerüberschuss. China und Russland zeigen hier beide, dass Bevölkerungspolitik und Sexualmoral wichtige Stellschrauben sind, die mit über den Aufstieg oder den Fall von Zivilisationen entscheiden.

China ist im Moment für die Zukunft am besten aufgestellt, wird aber seine internen Problem lösen müssen. Die Geduld der Chinesen könnte sich am Ende auszahlen. Sie werden es mit ihrer starken Wirtschaft relativ einfach haben ihr Militär zu modernisieren. Der Aufbau der russischen Wirtschaft ist dagegen ein deutlich schwierigeres Unterfangen. Vielleicht wird am Ende auch eine Macht das Rennen machen, die bisher noch niemand auf dem Schirm hat.

Eins aber ist sicher: Die Großmächte der Welt sehen die selbstverschuldete Schwäche des Westens und sollte sie andauern, so werden sie sie gnadenlos ausnutzen. Und wer könnte es ihnen auch verdenken?

8 Gedanken zu “China expandiert in Afrika

  1. Ich habe auch schon vor Jahren im TV Berichte gesehen, wo gezeigt wurde, wie Chinesen zusammen mit Nordafrikanischen Firmen die Sub-Saharischen Afrikaner vertreiben von ihren Äckern.
    Es ist tatsächlich Kolonialherrentum, das dort immer weiter ausgebaut wird.

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    • Davon hab ich auch gehört. Da passiert in Zukunft sicher noch einiges. Je mehr der Westen sich zurückzieht, desto mehr werden die Chinesen das Vakuum füllen. Und wenn die USA als Weltmacht ausfallen, werden sie bereits in den Startlöchern stehen. Zumindest dürfte das einer ihrer Pläne sein.

      Ich sehe das Problem ja hauptsächlich in diesem übersteigerten Moralismus. Die Welt wird nie perfekt sein. Wenn man das nicht vergisst, dann kann man das Spiel nach seinen Regeln spielen und trotzdem Gutes bewirken. So wie die USA das als „Soft World Power“ getan haben und tun. Wenn man aber die perfekte Welt haben will und alles anzweifelt, dann führt das am Ende in den Untergang und dann übernimmt halt ein anderer. Und der ist dann womöglich nicht mehr so nett.

      Nach außen geben sich die Chinesen meist höflich, weil sie noch zu schwach sind. Wenn sie aber nach außen einmal so auftreten sollten wie nach innen, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass das 21. Jahrhundert den Aufstieg einer sehr autoritären Weltmacht sieht.

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  2. Eine multipolare Welt ist selbst für den besten Staatenlenker nicht beherrschbar. Es gibt schlicht zu viele Faktoren. Es ist kein Zufall, dass die Weltkriege gerade dann ausbrauchen, wenn wir mehrerer aufstrebende und fallende Mächte mit ungefähr gleicher Stärke hatten. (Japan, England, Frankreich und die UdSSR waren 1939 ungefähr auf dem gleichen Level, die USA zu diesem Zeitpunkt etwas schwächer).

    Während die westlichen Linken über angebliche westliche Ausbeutung Afrikas weinen, macht China seine Züge. Es ist naiv zu glauben, dass China dabei auf etwas anderes als ihre eigenen Interessen Rücksicht nimmt. Wir hatten dieses Thema schon anno 2013 im Erdkundeunterricht angeschnitten.

    Ich halt es aber für unwahrscheinlich, dass China Ordnungsmacht wie die USA spielen wird. Die sind nicht dämlich und haben gesehen, was für eine Bürde sie sich damit auflasten. Außerdem wird man noch mindestens 30 Jahre brauchen um militärisch auf die USA aufzuschließen (Die USA hat 10 moderne Träger, China einen veralteten und einen weiteren alten im Umbau.)

    Russland wird ohne große Reformen weiter an Macht abnehmen. Weder wirtschaftlich, noch demographisch sieht es gut aus (Der Westen hat zwar auch niedrige Geburtenraten, dafür aber wirtschaftliche Stärke die vor allem in den Vereinigten Staaten Fachkräfte anlockt, die Geburtendefizite weitgehend ausgleichen.)

    Indien sollte man auch im Auge behalten. Starkes Wachstum sowohl wirtschaftlich als auch demographisch. Dazu ein immer besser werdenden Bildungstand. Ein weiterer Vorteil: Dank hoher Geburtenrate kann das Land sich hohe militärische Verluste eher leisten als der Rest der Welt.

    Auch die arabische Welt sollte man nicht abschreiben. Sicher, die Probleme sind hier gewaltig, doch die starke Islamisierung könnte zu Vereinigung beitragen. Ein arabisches Reich (natürlich ohne Iran und Pakistan) kann durchaus ein Faktor in ferner Zukunft werden.

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    • Ein paar interessante Ideen hast du da. Gefällt mir sehr gut!

      Bei Russland bin ich mir da nicht so sicher. Einerseits tendiere ich auch dazu sie langfristig abzuschreiben. Aber mir kommt da noch ein ganz krasses aber vielleicht nicht ganz unrealistisches Szenario. Russland hat das Militär und keine brauchbare Wirtschaft, Westeuropa hat die Wirtschaft, aber kein brauchbares Militär.

      Die Russen versuchen ja ohnehin schon seit längerer Zeit ihren Einfluss in Osteuropa zurück zu gewinnen. Schon jetzt haben sie durch die Probleme der EU durchaus Chancen Fortschritte zu machen. Sollte ein Szenario eintreten, in dem sich die USA (aus welchem Grund auch immer) aus Europa ganz oder teilweise zurückziehen, dann könnten sie in Osteuropa massiv an Einfluss gewinnen. Also entweder über Bündnisse, Wirtschaftsverträge oder sanften militärischen Druck. Eine Invasion halte ich eher für unwahrscheinlich. Polen wäre natürlich das größte Problem, aber man könnte es auch einfach umgehen.

      Dann wird es spannend. In Westeuropa gibt es zwei darbende und nicht mehr ganz ernst zu nehmende Nuklearmächte und dazwischen liegt Deutschland, mit seinem ausgeprägten Pazifismus und seinem mangelnden Selbsterhaltungswillen. Man stelle sich mal vor, Russland würde in Grenznähe stehen und Kriegsangst schüren. In einer solchen Situation brauchen die Russen erst gar nicht einmarschieren. Sie müssen nur noch ein Angebot machen, das die Deutschen nicht ablehnen können.

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      • Das Vereinigte Königreich modernisiert gerade sein Atomwaffenarsenal und wird damit über Jahrzehnte als Atommacht ernstzunehmend bleiben.

        Ferner ist Russlands Armee nicht auf Angriffskriege (zumindest nicht fernab der Heimat) ausgelegt. Im Gegensatz zu den Amerikaner ist in die einzelnen Einheiten keine spezieller Logistikverband integriert. Was in einen Verteidigungskrieg keine große Rolle spielt (hier kann man einfach auf zivile Transportmittel zurückgreifen), kann bei längerfristigen militärischen Operationen in West- und Mitteleuropa zum Problem werden.
        Zudem muss Russland in solchen Fällen ein wachsames Auge auf China halten. Die sind von einer Invasion ihres wichtigsten Absatzmarktes nicht begeistert.
        Deutschlands Verhalten würde auch stark von der Regierung abhängen. Wenn es zu einen solchen Szenario kommen würde, wäre es ein Wettlauf der Russen gegen die Zeit. Deutschland verfügt über eine starke Rüstungsindustrie und insgesamt über eine größeres Wirtschaftspotential. Die Luftwaffe ist mit rund 200 hypermodernen Kampfflugzeugen (der Eurofighter setze sich in Luftkampfübungen teilweise gegen F22 und F35 durch, welche beide den russischen Jägern überlegen sein dürften) durchaus in der Lage, russische Attacken abzufangen. Wenn wir eine Invasion auf Polen abnehmen, würde es Russlands Probleme verstärken, denn Polen würde den Vormarsch verzögern und somit die dt. Industrie für einen gewissen Zeitraum abschirmen. Tief in feindlichen Luftraum einzudringen ist immer riskanter, als nur im Grenzbereich Truppen zu attackieren.

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      • Mir ging es bei „nicht ernstzunehmend“ weniger um den Zustand der Waffen. UK und Frankreich haben 2011 Libyen bombardiert. Allerdings ist ihnen stellenweise die Munition ausgegangen und sie mussten die USA zu Hilfe rufen. Und das sind DIE „Militärmächte“ Europas. Sicher ist Verteidigung nochmal etwas anderes, aber überzeugend war das nicht. Die Frage ist, ob sie im Falle eines US-Rückzugs das entstehende Machtvakuum ausfüllen könnten und wollten. Beide Länder haben zudem starke innere Konflikte mit ungewissem Ausgang.

        Wie gesagt, ich glaube auch gar nicht, dass die Russen eine Invasion anstreben würden (obwoh ich glaube Alexander Dugin hat sowas tatsächlich mal angedacht, ich finde aber grade den Link nicht). Ein Rückzug der USA würde es ihnen ohnehin viel einfacher machen, ihren Einfluss mithilfe von Geheimdiensten und Diplomatie auszubauen. Kommt es zum Chaos, könnten sie sich (ähnlich wie in Syrien) als Schutzmacht andienen.

        Die deutsche Rüstungsindustrie kann ohne Frage einiges an High Tech Material bauen. Aber jemand muss es halt auch bedienen und im Ernstfall bereit sein, sein Leben zu riskieren. Und von allen Ländern Europas sehe ich dazu in Deutschland die geringste Bereitschaft. Möglich, dass sich in den kommenden Jahren einige Dinge ändern, aber wie hat Trump in Polen so schön gesagt: Die entscheidende Frage ist, ob der Westen den Willen hat zu überleben.

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  3. Vernunft is ja nun mal ein Wort, welches schwerlich in fremden Sprachen zu begreifen ist.
    Da beruhigen mich drei Dinge.
    Trumpf.
    Ostdeutscher KGB.
    Das chinesische Interesse an Goethe Instituten.
    Einzig das Merkel nicht einmal mit Messer und Gabel zu essen wusste, beunruhigt mich.

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