Diese Frage stelle ich mir jedenfalls, wenn ich mir mal wieder das aktuelle Herumgekrieche von Papst Franziskus ansehe:
Papst Franziskus bittet Gott um Vergebung für Missbrauchsfälle in Irland
Gleichzeitig beschuldigt ein Ex-Vatikandiplomat den amtierenden Papst, er habe einen Kardinal gedeckt, der in den USA des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde.
Leider geht das schon seit über 20 Jahren so. Die Katholische Kirche ist an sich eine tolle Idee. Eine konservative religiöse Institution, die grundlegende Werte des menschlichen Zusammenlebens, eine Sexualmoral und letzten Endes, quasi als höchsten aller Werte, die Familie verteidigt.
Doch stattdessen ist die Kirche ständig in dieser defensiven Büßerhaltung und in einer Position, in der sie keine moralischen Werte vermitteln kann, weil sie aufgrund ihres eigenen Fehlverhaltens längst jede Autorität verloren hat und froh sein kann, wenn ihre bloße Existenz weiterhin toleriert wird. Dadurch schadet sie nicht nur sich selbst, sie arbeitet zugleich denjenigen zu, die diese Werte ins Lächerliche ziehen wollen.
Und wenn man genau darüber nachdenkt, dann ist das ganze doch extrem merkwürdig. Würde die Katholische Kirche ihre Werte ernst nehmen, sie müsste doch ein Interesse haben wie niemand anders, diese Schwarzen Schafe in ihren eigenen Reihen ausfindig zu machen und sie mit aller Härte des Kirchenrechts zu bestrafen. Keine Kirche, die ihre eigenen Werte ernst nimmt, kann eine solche widerliche Kinderfickerei dulden.
Sicher mag es anfangs opportun erscheinen, erst einmal alles zu vertuschen, in der Hoffnung, dass sich der Sturm wieder legt. Doch irgendwann muss doch der Punkt kommen, wo einer einmal so richtig aufräumt. Alleine schon um die langfristige existentielle Bedrohung zu beenden, die das beständige Aufkommen solcher Skandale für die Kirche nun einmal bedeutet. Ja man könnte im Angeischt der Gefahr sogar so weit gehen und über das Ende das Zölibats nachdenken.
Die Katholische Kirche hätte sich damit nicht nur der einen Institution entledigt, die sie zur größten Pädophilenorganisation der Welt macht, sie könnte durch Pfarrer, die selbst Familienväter sind, zugleich einen langwierigen Prozess zur Wiederherstellung ihrer moralische Autorität beginnen.
Doch nichts passiert. Die machen einfach immer so weiter. Eine Zeit lang ist Ruhe, dann kommt wieder ein Skandal. Die Kirche entschuldigt sich und bittet um Vergebung. Und dann beginnt das Spiel von vorne. Mit jeder Runde dieses Trauerspiels erniedrigt sich die Kirche selbst und verliert erneut an Autorität – wenn sie denn überhaupt noch welche besitzt. Man könnte fast meinen die wollen das so.
Hätte man sich vor 100 Jahren die damals übermächtige Institution Kirche als Gegner ausgesucht, man hätte sich keine bessere Strategie ausdenken können als eine, die die Autorität der Kirche durch einen steten und quasi endlosen Strom von Missbrauchsskandalen langfristig untergräbt.
Wenn sich nichts ändert, dann wird die Katholische Kirche eines Tages unter der Last ihrer Verfehlungen und ihrer Untätigkeit einfach kollabieren.
Hat dies auf Nicht-Linke Blogs rebloggt.
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Die katholische Kirche war, seitdem sie Macht erlangte, immer eine durch und durch korrupte und totalitaere Organisation. Durch die Erbsuende haben sie einen Schuldkult erzeugt, nur um sich damit die Besitztuemer leicht beeinflussbarer Menschen anzueignen. Die Kirche besass im Mittelalter vielerorts mehr Land, als die ‚weltlichen‘ Herrscher. Dazu kam der Handel mit Ablassbriefen, was den Protestantismus hervorrief. Besonders pervers ist, dass die protestantischen Kirchen heute beim Ablassbriefhandel, in Form der Kirchensteuer, ebenfalls Nutznieser sind. Und von wegen Trennung von Staat und Kirche. Dieser Geschwaetzadel macht seine Kohle heute mit der Fluechtilantenkrise, was Milliarden in deren Kassen spuelt.
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Ihre Überlegungen gehen m.E. nach bereits von falschen Prämissen aus. Die Katholische Kirche ist „an sich“ keine „tolle Idee“ oder „konservative religiöse Institution“, welche für die Verteidigung konservativer Werte gegründet wurde, sondern wurde von Jesus Christus gestiftet, um (verkürzt ausgedrückt) den Menschen Gottes Gebote näherzubringen. Verkennt man dies und legt weltliche Maßstäbe an sie an, kommt man ebenso auf Abwege wie durch eine Reduzierung auf rein weltliche Funktionen (früher territoriale Herrschaftsfunktionen für den Kaiser, heute Quasi-NGO in der Flüchtlingskrise). Sie ist kein Verein, der uns das Leben verschönern sollte und auch kein rein diesseitiger Sittenkalfaktor. Viele Probleme, die Sie ansprechen, resultieren aus dem realitätsblinden Optimismus der 1960er Jahre, seit denen man hofärtig „Kirche macht“ – das Ergebnis ist danach.
Auch dem Zölibatswegfall kann ich nichts abgewinnen, er würde keine Probleme lösen, sondern diese noch multiplizieren (abgesehen davon geschehen ungleich mehr Mißbrauchsfälle in Familienverbänden und Sportvereinen, kirchliche Täter sind überproportional homosexuell). Ich lebte lange Jahre in einer Pfarrei, in der der Pfarrer offen (und ordinariatsgeduldet) im sichtbaren Konkubinat lebte. Die Folge: eine kleine Clique und die „Pfarrersfamilie“ beherrschte Gemeinde-Infrastruktur und Kirchenvermögen, verteilte nach Gusto Aufgaben und seine …. was auch immer wachte über den Zugang zu ihm wie ein cerberus. Die Pfarrei war „familieneigen“ (Ausflüge etc.), der Freundeskreis profitierte und wer mit dem cerberus „nicht konnte“ war vom Gemeindeleben quasi ausgeschlossen. Als ich einmal abends den Pfarrer aufsuchte, steckte „sie“ alle 5 Minuten den Kopf herein, da doch bald der Film anfing, den sie beide schauen wollten – ich störte da offenkundig den „Familienfrieden“.
Seit diesen Erlebnissen bin ich ein leidenschaftlicher Verteidiger des Zölibats für Priester, die Gemeinde würde sonst immer den Kürzeren ziehen…
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Das ist an sich richtig, aber ich ziehe es vor diese Gebote dualistisch zu betrachten. Also nicht nur in Bezug auf ihre übernatürliche, sondern auch auf ihre weltliche Bedeutung.
Darüber hinaus glaube ich, dass sich die Kirche heute nicht ausschließlich aber auch auf einer etwas weltlicheren Schiene „verkaufen“ sollte.
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Nicht nur die katholische Kirche erlebt einen Niedergang. Es sind viele Religionen weltweit.
Auch der Islam erlebt einen Niedergang.
Und sogar die evangelische Kirche erlebt einen Niedergang, die die Lehre von Jesus Christus total verfälschen, eigene völlig absurde Versionen der Bibel veröffentlichen merkwürdige Gottesdienste veranstalten und in manchen Regionen der USA sogar Alkohol und Drogen konsumieren.
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Die Katholische Kirche ist eine tolle Idee??? Not your Ernst oder?
Sämtliche Religionen sind dazu gemacht um uns alle zu kontrollieren!!
Man o man…..
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Und damit stehen sie einem schrankenlosen Individualismus im Wege, der des Individuum ganz allein zum Maßstab aller Regeln erhebt.
Aber ob der angesichts der heutigen Welt, in der Familien und mittlerweile auch ganze Gesellschaften zerfallen der Weisheit letzter Schluss ist?
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Zu dem im Beitrag angesprochenen Kirchendiplomaten und dessen scharfer Kritik an der Institution der Amtskirche sind 2020 bzw. 2021 zwei interessante Bücher erschienen, auf die ich hier kurz verweisen möchte:
Finding Viganó: In Search of the Man Whose Testimony Shook the Church and the World
By Robert Moynihan
A Voice in the Wilderness: Archbishop Carlo Maria Viganò on the Church, America, and the World
McCall, Brian M. (Editor)
Beide Bücher sind hervorragend und absolut empfehlenswert.
Jürgen Rupp
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